Kirmes in Acht

Der Schutzpatron der Kapelle in Acht ist der hl. Hubertus, dessen Namenstag am 3. November gefeiert wird. Dies war in früheren Jahren selbstverständlich der Tag, an dem das Patronats- oder Kirchweihfest, "die Kirmes", gefeiert wurde. Dieser Termin lag nicht gerade in der günstigsten Jahreszeit, da man den Kirmesgästen etwas besonders aus Küche und Keller bieten wollte, der Garten der Hausfrau jedoch kaum noch Auswahl an Gemüse und Salaten bot. Vielleicht war auch die Tatsache, dass es um diese Jahreszeit in einem Zelt zu kalt zum Feiern ist, der Grund dafür, die Kirmes vom Hubertustag auf den letzten Sonntag im Juli zu verlegen. Der Hubertustag ist zumindest noch unter dem Begriff "Halbkirmes" erhalten geblieben.

Die Kirmes gehörte den "Grußjonge". Bis zur Eröffnung einer Gastwirtschaft in Acht bewarben sich auswärtige Wirte um die Ausrichtung der Kirmes bei den Jungen, mit denen der Preis dafür, das so genannte "Kirmesbier" ausgehandelt wurde. Dabei wurde mitunter vereinbart, dass die Jungen die Musikanten zum Essen mit nach Hause nehmen mussten. Bis 1950 war die Kirmes an "Polse Karl" aus Langenfeld vergeben, der dazu das Zelt unterm Dorf, da wo heute die Ortsumgehung verläuft, aufstellte. Von 1951 bis 1958 war "de Ärfte Fritz" der Ausrichter der Kirmes. Er stellte das Zelt im Dorf oberhalb der Brücke über den Bach auf. Als 1959 "Dochmesch" (Gasthaus Hubertus, Familie Schäfer) als ortsansässiger Wirt die Kirmes ausrichtete, wechselte der Standort des Zeltes wieder unters Dorf.

Die Kirmes begann für die Jungen am Samstagnachmittag mit der Prozedur des Kirmesbaumstellens wie zum 1. Mai, für die übrigen Dorfbewohner und die zahlreichen Gäste am Sonntagmorgen mit einer Messe in der Kapelle. Ab 1959, als "Dochmesch" die Kirmes ausrichtete, wurde die Messe von der Blaskapelle Langenfeld mitgestaltet, die danach zum Frühschoppen im Zelt aufspielte. Die Tanzveranstaltungen gingen bereits am Sonntagnachmittag los, und wenn man einen guten Tisch haben wollte, musste man frühzeitig jemanden zum "Platzhalten" schicken.

Bis Ende der siebziger Jahre war am Kirmesmontag eine weitere Messe, die von den Jungen für die Gefallenen und Vermissten der Kriege bestellt wurde. Die Teilnahme war Ehrensache und selbstverständlich, egal wie viel oder wie wenig Schlaf man in der Kirmesnacht bekommen hatte. Danach ging es gemeinsam zum Kirmesfrühschoppen in die Wirtschaft. Hier trafen nach und nach die Wirte der Nachbardörfer ein, die mit ihren "Runden" mit dafür verantwortlich waren, dass mancher Mann gar nicht oder viel zu spät zum Mittagessen erschien. Eine Gaudi war am Nachmittag stets das Fußballspiel der Verheirateten gegen die Junggesellen.

Bei der Tanzveranstaltung am Montagabend ging es immer sehr ausgelassen zu. Besondere Tanzwünsche wurden von der Kapelle gerne erfüllt. Mit Kusswalzer und ähnlichen Gesellschaftsspielen in gemeinsamer Runde ging es bis in den frühen Morgen. Obwohl die Stimmung stets ungezwungen war, wurde doch genau darauf geachtet, dass jeder Junge seine "Anstandstänze" erfüllte, das heißt, er musste mit jeder Frau und jedem Mädchen des Dorfes zumindest einmal tanzen.

Bedauerlicherweise muss dieser Beitrag über die Kirmesbräuche in der Vergangenheitsform verfasst werden. Denn außer zu einem Bier am Sonntagnachmittag in den beiden Wirtschaften kommen die Achter an Kirmes leider nicht mehr zusammen.

(aus Heimatbuch Acht im Jahre 2002, Karl-Heinz Thelen)


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